Tierische Rassentrennung

ich liebe fleisch
– hei sch meckt dir
ohne soß überhaupt
der kloß – allein rutscht
auf dem teller schneller
ess ich drum und guck
mich nimmer um wo fleisch
vor mäulern liegt da siegt
die ignoranz und ganz allein
das wissen auch tiere müssen
derweil wir liebend küssen
ein recht auf leben geben
wir nur hund und katz
wieso denn nur du
schatz ist leid
legitimiert
wer alles
wird geschmiert
um uns so satt zu kriegen
dass wir am meisten lieben
uns dabei nichts zu denken
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Licht aus!

Ich denke über RÜCKWÄRTS nach
über Milchpackungen
die wir in Geschäfte tragen
damit sie in Massentransporten
zu Almwiesen gefahren werden
wo entspannte Euter warten
für viele hungrige Kälber

Ich denke über RÜCKWÄRTS nach
über Arbeitsplätze
die wir mit Freude aufsuchen
fünf Wochen im Jahr darauf hoffend
dass wir nicht so schnell zurück
in den Urlaub fahren müssen
jahrelang Erholungsstress

Ich denke über RÜCKWÄRTS nach
über Liebe
die wir jeden Tag mehr lieben
in Vertrautes alle Neugier mischen
anders ansehen jeden Tag mehr
bemühen bis der Bauch kribbelt
und Schmetterlinge salutieren „Licht aus!“ weiterlesen

es gruselt mir

In den 70ern und 80ern, in der Nähe von Berlin:

5 Jahre – In der S-Bahn:
»Mama, da wo die weißen Häuser sind, da wohnt Oma, stimmt‘?«
»Psst. Nicht so laut …«
»Und warum dürfen wir da jetzt nicht hin?«
»Psst! Du sollst das nicht fragen!«

12 Jahre – In der Schule:
»Hey, ich habe ’ne neue Bravo …«
»WAS? ’ne BRAAAVOOO? Echt jetzt? Hat dein Opa wieder geschmuggelt?«
»Pssst. Nich so laut! Darf doch keiner wissen.«
»FUNK UHR – eine Mark! FUNK UHR – eine Mark!«
»Bist du verrückt?! Das ist Westwerbung!«

Vision 20XX – überall in Deutschland:
Die Mauer ist weg. Eine neue muss her. Rund um Deutschland. Und jeder, der nicht ÜBERALL unsere Sprache spricht, gehört über die Mauer gehievt. Und muss dann jeder, der nur deutsch spricht, für immer drin bleiben? Oder wird vielleicht auch innerhalb wieder eine Steinwand gezogen? Könnte doch. Hätten Künstler wieder Fläche. Und wenn, wie liefe das dann ab? So ganz ad hoc? Über Nacht? Oder dürften vorher alle entscheiden, auf welche Seite sie hüpfen? „es gruselt mir“ weiterlesen

Tindergedanken

Immer wenn ich Fernweh habe, spiele ich mit fremder Leute Urlaubsbildern. Bei Tinder.

Ich selbst habe aus purer Unwissenheit den Fehler gemacht, im Vorfeld keinen Tauchkurs zu belegen oder das obligatorische Tandem zu bespringen. Nicht mal in den Urlaub bin ich geflogen, um mich lasziv am Strand zu selfen. „Tindergedanken“ weiterlesen

»Erstma eene«

SCHREIBWETTBEWERB zum Thema „uffrochen“

Quasi fast eben, also gegen 16:15 Uhr erreichte mich per Messenger der Vorschlag einer befreundeten Schreiberin:
„Pass uff: Contest. uffrochen, Deadline 17:00 Uhr. Bock?“
Ja, ich hatte Bock, aber gerade das Essen auf’m Tisch. Also gut, dann bis 17:15 Uhr, einigten wir uns. Ich schlug vor, dass ich mir zur besseren Reflexion erstmal eene anstecken müsste, besann mich aber darauf, dass ich gar nicht rauche …
Der Startschuss fiel gegen 16:45 Uhr. Uffrochen, nun denn. Nach ca. 25 Minuten hatte ich meinen Text fertig und fand das mal einen richtig tollen Hardcore-Schreibwettbewerb  Danke für den Spaß und hier das spontane Ergebnis: „»Erstma eene«“ weiterlesen

»SO NETT IST ES NICHT«

SELBSTVERSUCH AN EINEM SONETT
Wenn wir Witze erklären müssen, sind sie nicht mehr lustig. Wenn ich Bilder betrachte, suche ich in mir nach Geschichten dazu. Lese ich Gedichte, zur Zeit gerne die von Hellmuth Opitz, freue ich mich über Stimmungen und Begegnungen, die ich ihnen ungefragt entnehme.
Wieso ich das schreibe? Weil es mich trotz dessen drängt, etwas zur Entstehung des folgenden Gedichts loszuwerden.
Bei dem Lyrikwettbewerb von Anton G. Leitner schnappte ich das Wort „Sonett“ auf. Ich habe mich bisher nie mit Gedichtformen befasst. Also fragte ich gestern Wiki, was denn ein Sonett sei, machte Notizen und entschied mich für die englische Form. Für gleichfalls Unwissende, dies schlägt sich sowohl nieder in der Anordnung der Verse, als auch im Inhalt.
Ich habe mir also zum ersten Mal in meiner schreibenden Laufbahn im VORFELD Gedanken gemacht und wählte als Thematik das aktuelle Gerangel an unserer Landesspitze. Mehr will ich auch gar nicht sagen … „»SO NETT IST ES NICHT«“ weiterlesen

Rettung durch Handtaschen oder: Ist das gewollt?

Ich schlage das Buch zu. Ein ausgelesenes vom Stapel der Krimis, die ich mir bereit gelegt habe.

Das Buch, das ich zugeschlagen habe, hat Friedrich Dürrenmatt geschrieben. Es trägt den Titel »Der Verdacht«. Grob zusammengefasst geht es darin um – für die meisten von uns nicht nachvollziehbare – Handlungsweisen (und deren späte Überführung), die ein Mensch an anderen Menschen vornehmen kann. Unter dem Schirm der gerade herrschenden politischen Situation. In dem Fall um haarsträubende Ausübungen eines Lagerarztes im KZ.

Das Buch ist nun zu. Ich bin noch leicht in einem Nebel gefangen, wie es gut Geschriebenes vermag und wähle zum Zurückkommen die Zeitung, die ebenfalls auf dem Tisch vor mir liegt. Der Aufmacher auf dem Titelblatt ist Syrien und damit die Giftgasangriffe um Damaskus. Auf einer Seite finde ich Augenzeugenberichte von Anwohnern, Helfern und Ärzten. Die Berichte lesen sich wie aus der Vergangenheit, vermischen sich durch Worte wie »Vergasen« mit dem Nebel in meinem Kopf, wie etwas, das sich in meinem Verstand nicht breitmachen kann, weil es nicht sein darf. Doch sie haben kleine Widerhaken, hängen sich fest und malen Bilder ins Hirn. Z.B. die des Mannes, der nach den Angriffen in ein Haus zurück kehrt und in allen Betten Tote wie Schlafende vorfindet. Kinder, zugedeckt bis zum Kinn. Mit Schaum vor dem Mund. Eltern im Nachbarzimmer, mit dem Kleinsten in den Armen. Weil das Unvorstellbare in der Nacht kam. „Rettung durch Handtaschen oder: Ist das gewollt?“ weiterlesen

Wir schillern schön

Als wir auf die Straßen traten. Damals. Nach den Ansprachen und dem endlich laut Werden in den Kirchen. Als wir Kerzen trugen und sie an die Wegränder stellten. Als wir Gänsehaut an Gänsehaut friedlich unseren Augen nicht trauten. Wer da plötzlich alles mitlief. So viele, von denen man geglaubt hatte, sie wären dem Staat treu ergeben. Wären in der Partei. Wären zufrieden. Nähmen einfach alles weiter so hin, ohne es zu hinterfragen. „Wir schillern schön“ weiterlesen

Bei SMS Abschuss

Ich war nie ein großer Fleischesser. Manchmal habe ich trotzdem Lust darauf und da ich kein Fan von Tiertransporten und Massenhaltung bin, wähle ich vornehmlich Wildfleisch. Bisher dachte ich, dass es moralisch für mich insofern vertretbarer wäre, als dass die Tiere bis zu ihrem gewaltsamen Tode in Freiheit waren.

Bisher. Seit dem letzten Wochenende hat mein Bild Schieflage erlitten. „Bei SMS Abschuss“ weiterlesen

Ostereier Nachlese

Ostereier Nachlese

So, das Leben hat mich langsam wieder. Virusangriff halbwegs überstanden. Gestern kapiert, wie man Twitter-Beiträge so verfasst, dass andere sie finden, auch wenn sie gar nicht danach suchen – ich sage nur hashtags. Und siehe da, prompt den 1. Follower angelockt. Den hab ich dann auch sofort eingefangen, gefesselt und geknebelt, in Marzipan getunkt und an meinen nicht vorhandenen Osterstrauch gehangen. Und last but not least einen neuen Prosatext angefangen. Wat will man mehr? Na, Frau … will Meer! Ja, ich weiß. Der is voll flach. Aber ich muss ja erstmal wieder reinkommen. „Ostereier Nachlese“ weiterlesen