»Märchen(b)raten«

MÄRCHEN(B)RATEN

Immer noch bis zu den Knöcheln im Blut des Drachen,
in seinem Herzen die Silberklinge aus deiner Hand.
Wer räumt das alles wieder auf nach diesem Streit?
Der Auftrag für seinen Kopf, das Verlocken, winkt
haarraufend grimmig zu Jacob und Wilhelm täuscht
mit Aufstiegsversprechen. Kraut wächst dagegen nicht.

Aber du hältst sehnend an ihren Locken fest.
Soll sie sich doch herablassend erleichtern und
mit ihrem Haupt, das von Gedanken entflutet
eben das sabbernde Brudervolk verabschiedete,
dein Kräuselhaar ehrbar in Rinnsalen schmücken.
Birgt Lieben in Türmen nach Hieben nur Tücken? „»Märchen(b)raten«“ weiterlesen

»SO NETT WIE ER SPRICHT«

Die Sache mit dem #Sonett; es blieb nicht bei einem Versuch. Als nächstes hatte ich mich für die italienische Variante entschieden. In dieser verteilen sich These und Antithese auf die Quartette, die Synthese folgt darauf in den beiden Terzetten. So richtig geschmeidig gelang es nicht, aber Spaß hat’s gemacht. Nun denn, als Thema wählte ich einen alten Tweet von mir, der da lautet:

„Ich verstehe nicht, was Sie sagen. Aber machen Sie ruhig weiter.
Es klingt wundervoll.“ by @JoLenzLyrics

Die französische Sprache war mir als Kind wie Musik in den Ohren. Entschlüpfte sie sinnlichen Lippen, konnte ich stundenlang zuhören … ohne etwas zu verstehen. Es würde wohl heute noch so sein  „»SO NETT WIE ER SPRICHT«“ weiterlesen

»SO NETT IST ES NICHT«

SELBSTVERSUCH AN EINEM SONETT
Wenn wir Witze erklären müssen, sind sie nicht mehr lustig. Wenn ich Bilder betrachte, suche ich in mir nach Geschichten dazu. Lese ich Gedichte, zur Zeit gerne die von Hellmuth Opitz, freue ich mich über Stimmungen und Begegnungen, die ich ihnen ungefragt entnehme.
Wieso ich das schreibe? Weil es mich trotz dessen drängt, etwas zur Entstehung des folgenden Gedichts loszuwerden.
Bei dem Lyrikwettbewerb von Anton G. Leitner schnappte ich das Wort „Sonett“ auf. Ich habe mich bisher nie mit Gedichtformen befasst. Also fragte ich gestern Wiki, was denn ein Sonett sei, machte Notizen und entschied mich für die englische Form. Für gleichfalls Unwissende, dies schlägt sich sowohl nieder in der Anordnung der Verse, als auch im Inhalt.
Ich habe mir also zum ersten Mal in meiner schreibenden Laufbahn im VORFELD Gedanken gemacht und wählte als Thematik das aktuelle Gerangel an unserer Landesspitze. Mehr will ich auch gar nicht sagen … „»SO NETT IST ES NICHT«“ weiterlesen

»An einen Freund«

AN EINEN FREUND

Weißt du noch …
als mein Zeigefinger durchgedrückt für
Sekunden auf dem Klingelknopf, hoffend
meine Frage, ‚Kannst du raus?‘, würde
das nächste Abenteuer in den Laken
der Wiese erfolgreich einstimmen?
Zürnen in aufgewachten Augen.
Leuchten in deinen blauen,
blau wie der Himmel,
der uns seine Farbe schenkte
zwischen schwarz-weißen Kühen
am Elektrozaun hindurch gemogelt,
gegen den du immer pinkeln wolltest.

Die alte Weide am Bach, unser Hochsitz.
Beineschaukelnde Träume von dem was kommt,
wenn wir mal groß sind. Dann wollten wir
hohe Häuser bauen, zu Sternen fliegen
uns auf Bühnen trauen, aufgeschrieben
sollten sie werden unsere Heldentaten,
dem Retten von Tieren auf Erden.
Für das verendete Wildschwein und
für das Reh kam unsere Hilfe
zu spät an diesem Tag, wir
danach auch und so saßen
die Latschen auf den Hintern
schlagkräftig gut bis zum Morgen,
als der Schweinekadaver verschwand.

Wir waren zurück gekehrt und
plattgedrücktes Gras blieb Zeuge
für unser Vergessen von Zeit und Grau’n
vor der kuhlen Druckstelle daneben,
in der wir gestern erschöpft im
Dampf der Halme mit
geröteten Kinderwangen
Hand in Hand alle Geheimnisse
unter der Sonne festgehalten hatten,
für später. Wenn wir mal groß sind.

Weißt du noch …
als unsere Rollschuhe abgeschnallt waren,
wie die ersten Schritte über Gehwegplatten,
stolpernd die Abendsonne im Gesicht, wieder
den Blick auf die Uhr vergessen, wieder
auch das Abendessen, und die Latschen
reichten den Zornigen nicht mehr aus
und die Peitschen der Kreiselspiele
knallten in unseren Ohren?

Weißt du noch …
als auf deinem Hintern Narben blieben,
als alle sagten, aus dir würde nichts und
wir uns trotzdem heimlich küssten, und
mein Zeigefinger durchgedrückt auf
deinem Rücken dafür stimmte,
dass du besser bist als sie?

Dabei hast du mir in deinem Rausch
schon längst nicht mehr zugehört und
bist später geworden, was sie vorhergesagt:
Nicht mal ein viertel Jahrhundert alt.

© Jo Lenz, 2014

Nicht lustig

Wenn Schweine la paloma pfeifen
Huhn & Hahn zur Klampfe greifen
Pferde flux ein Lied anstimmen
Rind & Lämmer lauthals singen

Wenn Delfine fröhlich sirren
Bienen rund um Blumen schwirren
Spatzen auf den Zweigen hüpfen
Schlangen aus den Häuten schlüpfen

Wenn der Fisch im Flusse springt
jedem Tier sein Plan gelingt
Wenn der Mensch in Würde lässt
was an Geschöpfen übrig ist…

haben wir alles richtig gemacht.

Und bis dahin bleiben meine Augen tränenblind, mein Verstand fassungslos und mein Herz verkrampft. Und ich schäme mich in Anbetracht dessen, wozu meine Art fähig ist, ein Mensch zu sein.

Ich werde nicht die Traditionen eines Landes ändern können.
Nicht heute. Nicht sofort.

Ich werde nicht die Tierquälerei dieser Welt verhindern können.
Nicht heute. Nicht sofort.

Jemand hat es mal so schön formuliert: „Ich alleine kann nichts tun, denkt die halbe Menschheit.“

Es gibt wunderbare Leute, die sich für unsere Erde und die Wesen auf ihr einsetzen. Jeder kann mitmachen, sich informieren

… und JEDER kann bei sich im Kleinen anfangen und die Fragen an sich stellen:

MUSS es jeden Tag Fleisch sein?
MUSS es jeden Tag Milch & Käse geben? Und Eier?

Vegan heißt das Zauberwort und schmeckt besser, als es klingt. Vor allem schmekt’s im Herzen gut.

Wenn JEDER auch nur ein paar TAGE in der Woche auf tierische Produkte VERZICHTEN würde, wäre das ein erster Schritt in die richtige Richtung gegen Massentierhaltung. Das ist etwas, das jeder SOFORT und ab HEUTE tun kann.

Wenn Schweine la paloma pfeifen … haben wir alles richtig gemacht.

© Jo Lenz, 06.02.2014, nach den Bildern vom Walschlachten aus Tradition.

»Die Dichterschlacht«

Es stritten einst zwei Literaten,
welche Kunst denn höher sei,
sprangen, standen in Spagaten,
rauften für die Schreiberei.

»Wahre Kunst«, so pries der eine,
»die vermag nur Poesie.«
In ihr stecke das Geheime
dieses schaffe Prosa nie!

»Lob die Großen, lob sie bald«,
sprach der and’dre und hob an.
Grimm’ge Blicke warf er kalt
stand in alter Meister Bann. „»Die Dichterschlacht«“ weiterlesen