Der Geschichte 7. Teil

»Hier Rachel, Batman hat dir etwas Feines mitgebracht …«, rief Bruce mit zuckersüßer Stimme in die Küche. Doch die freudige Erwartung blieb aus. »Du musst gar nicht so demonstrativ wegsehen, wenn ich mit dir rede«, fuhr er fort – keine Reaktion – »Aha! Möchten wir wieder gesiezt werden, weil ich ein paar Stunden nicht zu Hause war?«
Die Siamdame dehnte gelangweilt den Rücken zu einem Buckel und ignorierte ihr Herrchen weiterhin. Bruce pulte indes die Frischhaltefolie auseinander, roch mit gerümpfter Nase an dem zerfallenen Karpfenfleisch und lockte Rachel erneut.
»Na dann eben nicht. Frohes und gesundes Neues, Madame. Irgendwann wird der Hunger dich schon zu mir treiben», rief er ihr im Weggehen zu, nachdem er das tote Stück Fleisch verärgert in die Spüle geworfen hatte.
Etwas bedrückter setzte er nach, »wenn das mit den richtigen Frauen bloß auch so wäre«, dann warf er sein Jackett über den Sessel und zog sich die verhasste Krawatte über den Kopf. Plötzlich riss die Türklingel ihn aus den Gedanken an Melissa.

»Gott, siehst du beschissen aus!«
»Danke Kevin, ich freue mich auch, dich zu sehen. Komm rein!«
»Ja genau, gesundes Neues!«, feixte der sommersprossige Rotschopf vor der Tür und ließ seine Zahnlücken an die Luft, »Ich bin noch nicht mal halbblau«, johlte er so laut, dass es das ganze Treppenhaus hätte beklatschen können, »die Party in der Dumping Bar war der reinste Flop und da dachte ich, ich besuche meinen Kumpel Bruce.«
»Na, das machst du ja nun jetzt.«
»Gab’s keinen Clown am Buffet, oder was? Wo warst du noch? Bei irgend so einer vornehmen Schickse, oder?«
»Ich gebe dir gleich eine … nenn sie nicht so!«
»Was denn, was denn … hat sie dich … boah! Wonach riecht’s hier so? Hast du Weiberbesuch, oder was?«
Bruce riss drohend die Augen auf und packte Kevin an der Visage von Marylin Manson, die auf dessen T-Shirt nach Erlösung schrie, »Noch EIN lustiger Spruch und du kannst mir in zwölf Monaten nochmals ein Frohes Neues wünschen. Da ist die Tür, Kollege!«
»Schon gut, schon gut … nicht das Shirt, Mann! Das ist vom letzten Konzert.«
Kevin strich Manson glatt und fuhr sich verlegen durch die Haare. Von draußen unterstrichen ein paar Nachzüglerböller die gespannte Atmosphäre. Es knallte schon seit Tagen in der Stadt, und so wie die Nacht klang, schien der Nachschub kein Ende zu nehmen. Er selber hatte nur ein paar Wunderkerzen dabei gehabt und nur eine verbrannt. Feuerwerk war nicht sein Ding.
Aus der Küche roch der Karpfen um die Ecke.
»Das ist doch aber Fisch, oder?«, fragte er, bemüht den Stimmungspegel wieder erträglich zu biegen, »Was ich da rieche, wenn es keine Wei … also, ist es dann Fisch?«
»Jap. Rachel verschmäht ihn. Der liegt in der Spüle. Kannst dir gerne was von nehmen. Ich muss mir sowieso den Kopf unters Wasser halten und das unbequeme Zeug ausziehen.«
»So ernst, Mann?«, fragte Kevin nun ernstlich interessiert.
»Jaaaa. MANN!«, äffte Bruce ihn nach und stützte sich auf der Tischplatte ab, die verdächtig nachgab und knarrte, »diese Brigitte, die ich über meine Mutter kenne, die hatte eingefädelt, dass ich mit auf die Party konnte. Ich habe Melissa vor zwei Jahren auf einer Feier bei ihr getroffen und seit dem immer wieder versucht, ihr zu begegnen. Habe mir extra dieses feine Zeug zugelegt für heute Abend. Wollte ja mithalten mit den anderen Lackaffen, die sich sonst um sie scharen …«
»Ja und? Bist du zum Zug gekommen?«
»Zum Zug? Du meinst …? Nein! Das war auch nicht meine Absicht. Ich wollte ihre Nummer.«
»Ach, du willst den Klassiker. Ruf mich an, ruf mich nicht an, drei mal daten, ruf mich an, ruf mich …«
»Ja, stell dir vor, ich wollte sie daten und nicht nur für ’ne Nacht. Ich kann dir nicht genau sagen, was es ist, aber diese Frau lässt mich nicht los.«
»Und hast du sie? Ich meine die Nummer.«
»Jap. Und eben probiert. Sie muss noch wach sein. Ich wollte sie einladen. Zum Kaffeetrinken nach Paris. Ich weiß von Brigitte, dass sie noch Urlaub hat.«
»Ja und? Davon abgesehen, dass ich dich ziemlich auf den Kopf gefallen finde. Du kannst auch in zehn Kilometer Entfernung nen Kaffee mit ihr trinken.«
»Das ist meine Sache. Und sie geht sowieso nicht ans Telefon. Ich habe es eben zwei Mal probiert. Ewig klingeln lassen.«
»Tja. Blöd. Wo liegt der Fisch? In der Spüle? Geh mal duschen Batman, ich date Rachel so lange.«

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